Liebe Freund:innen, liebe Kolleg:innen,
dieses Foto zeigt meinen allerbesten Freund, meinen engsten Vertrauten, meinen kongenialen Partner und Mitinhaber von Karacho: Hannes.

Mit immer noch unbeschreiblich großer Fassungslosigkeit und in allertiefster Trauer, möchte ich euch mitteilen, dass Hannes für immer von uns gegangen ist.

Während ich diese Zeilen schreibe, muss ich an unsere wilden und gemeinsamen Zeiten denken. Wie wir uns kennengelernt und schnell festgestellt haben, dass wir wie Brüder sind und kein Blatt Papier zwischen uns passt.

Wir haben alles miteinander geteilt. Die positiven Dinge, die negativen Dinge, jeden kleinen Erfolg, jeden noch so großen Schmerz. Wir haben teils unmenschliche Dinge durchgestanden und sind an diesen Herausforderungen immer wieder gewachsen.

Als wir 2017 Karacho gegründet haben, konnten wir unseren absoluten Traum verwirklichen. Das war von Beginn an unser Baby und wir haben uns geschworen, dass wir die Dinge etwas anders machen möchten.

Dadurch konnten wir viele wundervolle Künstler:innen, Kolleg:innen und Partner:innen kennenlernen, die uns noch heute an der Seite stehen und mit denen wir gemeinsam irre schöne Momente erleben durften und dürfen.

Mit der Corona-Pandemie kamen jedoch, wie für uns alle, schwere Zeiten auf uns zu. Welche nicht vorhersehbar waren und auch unsere kleine Bude sehr hart getroffen haben. Zwischen Angst, Unsicherheit und Leere kam für uns alle auch noch massiver Druck sowie finanzieller Verlust hinzu.

Jetzt, wo es wieder losgeht, müssen wir Jobs alleine machen, die vorher mehrere Menschen abgefedert haben. Aktuell fehlt überall Personal, aber es geht weiterhin nur um den Profit, um schnelles Wachstum und das ohne Rücksicht auf Verluste.

Ich spreche das so offen und ehrlich an, weil unsere Branche nicht nur aus den schönen Seiten besteht, in denen alles glänzt. Es sind oft die dunklen Seiten, die uns ins Wanken bringen. Wo Druck ausgeübt wird, die eigene Gesundheit keine Beachtung findet, viele Dinge als Selbstverständlichkeit angesehen werden und wo Respekt und Dankbarkeit Fremdwörter sind.

Durch fehlendes Verständnis und ständiger Überlastung einen geliebten Menschen zu verlieren, lässt mich sprachlos und noch nachdenklicher, denn je, zurück – es ist nicht in Worte zu fassen, wie sehr mein Herz gebrochen ist.

Wir müssen lernen, die Dinge beim Namen zu nennen, für mehr Transparenz zu sorgen – wir haben über zwei Jahre Pandemie hinter uns. Das macht etwas mit uns, mit unserer Psyche, mit unserem Verhalten und das die Dinge jetzt etwas langsamer anlaufen, als vielleicht gedacht, müssen wir akzeptieren.

Daher bitte ich euch inständig: Achtet auf euch, auf euer Umfeld und seid aufmerksam. Nehmt euch Pausen, achtet auf euren Körper – denn es ist vollkommen ok, sich auch mit einem Schnupfen krankschreiben zu lassen und nicht immer durchzuziehen, nicht immer erreichbar zu sein und sich zur Arbeit zu schleppen. Unsere Gesundheit ist das höchste Gut, welches wir haben. Darauf zu achten ist nicht nur unsere eigene Pflicht, sondern auch die Pflicht, unser Umfeld darauf hinzuweisen, wenn uns etwas auffällt.

Immer stark sein zu wollen, schwächt uns viel mehr, als Schwächen zuzugeben. Lasst uns darüber reden, lasst uns darauf aufmerksam machen, lasst uns in den Arm nehmen, zusammen weinen und Gefühle zeigen. Lasst uns bitte aufhören, Druck in Situationen auszuüben, in denen oft ein einfaches Gespräch ein Lösungsansatz sein kann.

In dieser schweren Zeit für die Familie, für Karacho und für unsere Artists gibt es für mich nach vielen Gesprächen nur eine Option: Ich werde weitermachen. Das wäre auch im Interesse und der Wunsch von Hannes gewesen. Wir hatten so viele Pläne und Ideen, welche darauf warten, umgesetzt zu werden.

Mein Bester – hab‘ eine gute Reise und pass‘ von da oben gut auf uns auf. Wir versuchen hier unten alles zu regeln und behalten dich in allerschönster Erinnerung. Die Musik hat uns zusammengebracht und die Musik und unsere Geschichten werden uns immer verbinden.

Hooray, hooray, hooray, ich liebe dich.

Danke für eure Aufmerksamkeit,
Martin

„So viele Jahre und so viel erlebt – Ich kenne deine Narben und du kennst mein‘ Schmerz.
Das, was wir beide haben, könn’n sie nicht versteh’n – Was alle ander’n sagen, hat uns nie geschert.
Und wenn die Erde brennt und wir alles verlier’n – So gehen wir nie getrennt, ganz egal was passiert.
Und lernt uns jemand kenn‘, wird er schnell kapier’n – Zwischen uns beide passt kein Blatt Papier, kein Blatt Papier.“
(Swiss & Die Andern)